Zentrum Elisabeth, Walchwil – ein geschichtlicher Abriss

Die ursprüngliche Ausrichtung
Der Kantonalverein Pro Filia Luzern hiess ursprünglich katholischer Mädchenschutzverein. Er ist Mitglied des Schweizerischen Verbandes und wurde im Jahr 1900 gegründet mit dem Ziel, der weiblichen Jugend nicht nur Schutz vor den Gefährdungen jener Zeit (Frauenhandel, Ausbeutung als Hausangestellte, Heimatlosigkeit) sondern ebenso Bildung und Betreuung zu vermitteln. Seit seiner Gründung bis heute entfaltete der Verein Pro Filia umfassende Sozialarbeit in den Bereichen Bahnhofhilfe, Stellenvermittlung im In- und Ausland, Foyers und Heime für Lehrtöchter, Studentinnen, berufstätige und pensionierte Frauen, Aus- und Weiterbildung von hauswirtschaftlichen Angestellten.

Die Zeit von 1912 bis 1938
Der Kantonalverein Luzern kaufte am 12.Juli 1912 das Heimwesen Obergaden in Walchwil, hoch über dem Zugersee, von Josef Hürlimann (damaliger Gemeindepräsident), um hauswirtschaftlichen Angestellten Ferien und Erholung im Kreise Gleichgesinnter und zu möglichst günstigen Preisen zu ermöglichen. Den Landwirtschaftsbetrieb gaben die neuen Besitzer schon bald in Pacht. Am 1.November 1912 übernahmen Schwestern der Kongregation Menzingen die wirtschaftliche Führung des Hauses. Während 84 Jahren, d.h. bis Ostern 1996, leiteten die Schwestern mit Umsicht und grosser, selbstloser Hingabe das Ferien- und Erholungsheim Haus Elisabeth und betreuten die Gäste und die Angestellten. Bereits 1916 wurden die Räumlichkeiten zu klein. Man baute das Sommerhaus mit 15 Zimmern und einem Saal. 1917 erfolgte der Bau der Kapelle zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen gemäss Plänen des Architekten August Am Rhyn in Luzern. Die künstlerische Gestaltung: Altar, Kommunionbank und die Plastik im Chor, das Rosenwunder der heiligen Elisabeth darstellend, geschaffen von den Künstlern Peyer und Wipplinger. Die beiden Gemälde an den Seitenwänden stammen von Fritz Kunz. 1918 wurde das Priesterhaus (genannt „Vatikan“) für den jeweiligen geistlichen Direktor gebaut. 1928/29 entstand das Hauptgebäude mit 31 Zimmern, Küche, Waschküche, Office, Speisesaal und Bibliothek nach Plänen des Architekten Higi aus Zürich. Lourdesgrotte und Weganlagen wurden 1935 bzw. 1938 durch die Caritas ausgeführt.

Die Zeit von 1964/65 bis 1984
Einen grossen Meilenstein bedeutete der Ausbau im Jahr 1964/65: Das Bauernhaus aus dem Jahr 1755 und das Sommerhaus von 1916 mussten einem Neubau weichen, der nach Plänen der Architekten Gebrüder Schärli, Luzern, errichtet wurde. Nach dem Abbruch der alten Bauten wurde für das neue, drei-geschossige Bettenhaus Platz geschaffen. Seither wurden zahlreiche Unterhaltsarbeiten und Verbesserungen der Infrastruktur vorgenommen: 1970 wurde die äussere Kapelle umgestaltet, renoviert und an die neue Liturgie angepasst. Anstelle der Ausstattung von Peyer und Wipplinger trat ein schlichter, freistehender Altar in rotem Sandstein. 1975 wurde das Kurhaus für rund 70’00 Franken aussenrenoviert. 1978/79 unterzog man das Hauptgebäude für rund 1.5 Millionen Franken einer umfassenden Innenrenovation: Ein Personenlift wurde eingebaut, im Untergeschoss Sanierungen vorgenommen, die Küche neu eingerichtet, der Speisesaal erneuert und die Zimmer mit Nasszellen ausgestattet. Schliesslich wurde 1981/82 auch das Vikarhaus „Vatikan“ für etwa 300’00 Franken komplett renoviert (Einbau zweier Wohnungen). 1983/84 wurde durch die Gemeinde Walchwil die Strasse verbreitert, was die Neugestaltung der Einfahrt und der Parkplätze nach sich zog. Zu allen Zeiten wurde Wert auf die Pflege des grossen Gartens gelegt. In Zusammenarbeit zwischen Pro Filia und der jeweiligen Hausleitung wurde für die Instandhaltung der Gebäude und Einrichtungen gesorgt, die dafür notwendigen Investitionen scheute man nicht. Zu den baulichen Veränderungen wurde auch die innere Umgestaltung des Betriebes entsprechend dem Wandel in der Gesellschaft und den veränderten Bedürfnissen der Gäste angepasst. Seinen gemeinnützigen Charakter konnte das Haus Elisabeth jedoch immer bewahren.

Der Übergang an den Verein Zentrum Elisabeth
Infolge Personalmangels musste das Institut Menzingen die Schwestern im Frühjahr 1996 zurückziehen. Ausserdem wären wieder grössere bauliche Massnahmen notwendig gewesen, damit das Haus den gewandelten Ansprüchen standgehalten hätte. Dies bewog den Vorstand des Kantonalvereins Pro Filia Luzern, das Haus an eine soziale Institution zu verkaufen. An der Generalversammlung vom 5.Juli 1995 fiel der Beschluss zum Verkauf des Ferien- und Erholungsheimes. Der am 15. November 1995 gegründete Verein Zentrum Elisabeth erwarb das Grundstück am 1.Oktober 1997 im Baurecht, und führte das Haus nach rollstuhlgängigem Umbau mit dem heute gültigen Zweck und unter neuem Namen weiter. 2010 wurde der Bettentrakt um eine Etage resp. um sechs rollstuhlgängige Zimmer aufgestockt. Im Frühjahr 2020 wurde der Erweiterungsbau «Solaris» eröffnet. Hier werden 15 rollstuhgängige Zimmer für Dauergäste angeboten.

(Autor: Bruno Krüttli, Zug)